Im Dezember 2018 wurde bei Argos ein partieller Kreuzbandriss diagnostiziert. Daraufhin wurde dieser mit einer TPLO operiert. Nach der Operation war die Lahmheit kurzfristig besser, 4 Wochen später war sie allerdings wieder voll vorhanden. Nach 3 Monaten wurde die Platte entfernt und wieder konnte keine Verbesserung der Lahmheit erzielt werden. Zur Sicherheit wurde noch eine CT-Studie von Rücken und den Knien angefertigt, welche allerdings keine Hinweise für die Lahmheit ergab. Beim Haustierarzt wurde die Lahmheit von Argos auf die Arthrose im Knie zurückgeführt. Die Behandlung mit den üblichen Gelenksmitteln und anschliessende physiotherapeutische Massnahmen und Wasserlaufband über 7 Monate führten leider nicht dazu, dass das Humpeln von Argos dauerhaft besser wurde.
Im Januar 2020 wurde Argos bei mir in der Praxis vorgestellt.
Argos zeigt eine Hangbeinlahmheit hinten links 5/6, läuft in Außenstellung und je nach Kadenz und Geschwindigkeit der Bewegung beginnt Argos in der Hinterhand zu Hüpfen. In der Vorhand zeigt er einen Pull-move und im Sitzen verkippt er das Becken nach links.
Die Beckenmuskelmasse links ist stark zurückgebildet. Es liegt einen Unterschied von 3,5 cm Muskelmasse links gegenüber dem rechten Hinterbein. Er nimmt auch hinten links praktisch kein Gewicht auf. Argos trägt das Knie in einer Varus-Stellung (O-Bein-Stellung), orthopädisch ist das Knie jedoch unauffällig. Der Rücken hingegen ist stark auffällig, die Beckenachse stark asymmetrisch und die Lendenwirbelsäule nach links deviiert (gebogen).
Argos zeigt eine stark veränderte funktionelle Wirbelsäule mit einer mittel- bis hochgradige Radikuloneuritis (Spinalnervenwurzelentzündung)
Argos wurde im Anschluss an die diagnostischen Massnahmen orthopädisch kinematisch kontrolliert behandelt. In der Kinematik zeigten sich sofort verbesserte Stand- und Schwungphasen sowie eine deutlich verbesserte Range of Motion. Es wurde anschliessend gleich mit der Rehabilitation begonnen; hierzu wurde Argos sofort via Bergauf-Joggen aufgebaut.
Auf Grund der Tatsache, dass die Lahmheit von Argos nun schon über ein Jahr andauerte und anderseits eine deutliche Entzündung im Spinalnerven vorhanden war, wurde nach 4 Wochen eine Epiduralinfiltration durchgeführt.
Zwei Wochen nach dieser wurde Argos erneut kontrolliert, kinematisch ausgemessen und orthopädisch untersucht.
Er war lahmfrei und hatte schon 1 cm Beckenmuskelmasse aufgebaut!
ACS bedeutet „autologes konditioniertes Serum“. Im Detail bedeutet dies: Dem Hund wird 30 ml Blut abgenommen und im Brutschrank über 8 Stunden inkubiert. Durch eigens präparierte Kügelchen in den Blutröhrchen können während der Inkubation Interleukin-Antagonisten (IL-1Ra) sowie Wachstumsfaktoren generieren. Diese Substanzen sind wichtig, um die Entzündungen bei Arthrosen herunterzufahren sowie die Regeneration von Knorpelzellen zu imitieren. Auch bei Bandscheiben-schäden, Protrusionen und Entzündungen der Nervenwurzeln ist diese Therapieoption sehr potent. ACS wird in der Humanmedizin schon seit 15 Jahren sehr erfolgreich eingesetzt, auch in der Pferdemedizin ist dies der Fall. In der Kleintiermedizin ist diese Therapie noch sehr stiefmütterlich vertreten. In meiner Praxis gehört diese Option seit einigen Jahren bereits zur Routinetherapie. Dies liegt auch daran, dass wir den Therapieverlauf und -erfolg verfolgen, quantifizieren und vor allem objektiv beurteilen können. Dies ist vor allem im Vorfeld wichtig, um abschätzen zu können, ob diese Therapie mit Erfolg gekrönt sein wird.
Auf die genauen Mechanismen dieser Therapie werden wir in einem späteren Newsletter informieren.
Argos kann nun wieder sein gewohntes Leben genießen.
An dieser Stelle möchte ich der Besitzerin meine besten Wünsche und viel Erfolg für das Bevorstehende aussprechen. Wir drücken die Daumen!